Während anderswo im Zuge der Industrialisierung Bergwerke, Hochöfen und Maschinenbaubetriebe entstanden, siedelten sich im Amtsbezirk Bruchsal Zigarrenfabriken an. Noch 1924 besaß die Branche in der Region ein Quasi-Monopol: Rund drei Viertel der insgesamt gut 12.000 Industrie-Beschäftigten waren in der Zigarrenproduktion tätig.
In Kronau wurde 1867 mit dem Zigarrenmachen begonnen. Schon 1874
sollen damit fast 200 Männer und Frauen beschäftigt gewesen sein, 1893
dann 450 und 1924 war der Höchststand mit 720 erreicht. Da Kronau um
diese Zeit nur rund 2.250 Einwohner zählte, heißt das, dass weit mehr
als die Hälfte der Erwerbstätigen Lohn und Brot in den lokalen
Zigarrenfabriken fand – die meisten davon bei Landfried in der
Waldstraße, bei Pfeiffer in der Fabrikstraße und bei Halle &
Bensinger in der Bahnhofstraße.
Reich wurde man durch diese Arbeit nicht. Anfang des 20. Jahrhunderts konnten die Kronauer Frauen um zehn Mark in der Woche verdienen, und die Männer drei bis vier Mark mehr. Aber immerhin: Das war besser als nichts und erleichterte das Überleben.
Eine Überlebenshilfe bildete auch die Ortskrankenkasse, die vor allem
für die Zigarrenarbeiter in Umsetzung von Bismarcks Sozialgesetzgebung
1888 in Kronau gegründet wurde. Für zwei Prozent Beitrag (zu denen
damals noch keine Arbeitgeberanteile hinzukamen) gab es weniger
Kostenersatz bei ärztlicher Behandlung und Arzneien als ein gewisses
Krankengeld. Gleichwohl machte die kleine Kasse immer ein paar
Überschüsse, so dass die Vereinigung mit der AOK Bruchsal zum 1. Januar
1934 nur auf Druck der Nationalsozialisten erfolgte.
Der Niedergang der Branche zeichnete sich um diese Zeit bereits ab. Die Zigarren wurden immer mehr von den Zigaretten verdrängt. Und die wurden maschinell hergestellt. Nach dem Zweiten Weltkrieg schlossen nach und nach alle Kronauer Zigarrenfabriken, als letzte 1966 die Sandhausener Firma Bruns bey Rhein, die erst 1952 nach Kronau gekommen war. Die kleineren Gebäude wurden umgebaut, die größeren abgerissen.
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