Terrorgeschehen in Paris macht gemeinsames Gedenken greifbarer - Bürgermeister geißelt feigen Mordanschlag in Frankreich

17.11.2015

(von Frieder Scholtes) Als wollte der Himmel die Menschheit wachrütteln, gab es bei der Gedenkfeier zum Volktrauertag ein wolkenverhangenes Firmament und stürmischen Wind, der die Trauer und das Mitgefühl noch tiefer in die Herzen der Menschen blasen wollte. Die Welt spricht von Mord und Terror und trauert um die Opfer des perfiden Anschlags auf die Menschlichkeit in Paris.

Die kaum zu fassenden Nachrichten erreichen auch uns in unserem vermeintlich unantastbaren Frieden in der eigenen kleinen Welt.
Bürgermeister Jürgen Heß bat um eine Minute des Verharrens in solidarischer Gemeinschaft mit den wehrlosen völlig unbedarften Opfern, deren Angehörigen und den Verletzten des Mordens in der französischen Hauptstadt.
Seine Rede, die im Anschluss hier zu lesen ist, umrahmten der Musikverein und die Chorgemeinschaft Armin musikalisch. Die Feuerwehr stellte das Ehrengeleit, und das Salutieren des Angehörigen der Bundeswehr Oberstleutnant Ralf Bork zum Lied vom „Guten Kameraden“ und bei der Kranzniederlegung bekam eine neue so realistische Bedeutung, die manchen Teilnehmer sehr nachdenklich machte.
Zur Gedenkfeier kamen die Gemeinderäte und viele Vereine, einige mit ihren Vereinsbannern und Fahnen und viele Kronauer Bürger, wofür sich der Bürgermeister herzlich bedankte.

Lesen Sie hier die Rede des Bürgermeisters:

Ansprache von Herrn Bürgermeister Jürgen Heß bei der Gedenkveranstaltung zum Volkstrauertag am Sonntag, den 15.11.2015
Liebe Teilnehmer dieser Gedenkveranstaltung,
der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge ruft uns auf, heute den Opfern von Krieg und Gewalt zu gedenken.
Sie sind heute Morgen auf den Friedhof gekommen und nehmen diese Einladung an. Dafür danke ich Ihnen.
Halten wir einige Augenblicke inne und denken an die Toten, die den Anschlägen in Paris zum Opfer gefallen sind. Denken wir auch an deren Angehörigen und an die vielen Verletzte.
Im Jahr 2015 jähren sich geschichtliche Ereignisse der deutschen Geschichte, an die wir heute denken wollen. Vor 70 Jahren endete der zweite Weltkrieg, Bruchsal erlebte wie viele andere Städte einen furchtbaren Bombenangriff, in den letzten Kriegsmonaten brannten Deutschland und weite Teile Europas lichterloh. Vor 75 Jahren wurden die badischen Juden nach Gurs verschleppt.
Deutschland kapitulierte, die Naziherrschaft hinterließ Millionen Tote, Millionen Opfer des Holocaust, ganze Städte und Landstriche waren verbrannt. Deutschland lag in Trümmern.
Menschen waren auf der Flucht. Deutsche Familien mussten ihre Heimat verlassen. Viele erlebten unglaubliche Greuel. Sie tragen diese auch heute noch in ihren Herzen. Unausgesprochene Erlebnisse und Heimweh machen Lippen stumm.
Deutschland war besetzt. Die Teilung Deutschlands nahm seinen Lauf. Der Eiserne Vorhang wurde aufgehängt, um Ost und West zu teilen.
Die Menschen in Deutschland sehnten sich nach Frieden und Sicherheit. Die Trauer um die vielen Angehörigen, die während der Naziherrschaft und in deren Folgen ihr Leben verloren, war allgegenwärtig.
Deutschland gab nicht auf. Es folgte eine unglaubliche Aufbauleistung. Die Menschen verband die Hoffnung auf eine bessere Zukunft - keine Diktatur, keinen Rassen- und Größenwahn mehr.
Viele Wunden mussten heilen. Für mich ist die Aussöhnung mit dem jüdischen Volk, deren Vernichtung einmal ein „deutsches Programm“ war, ein Bespiel dafür, dass den Menschen immer wieder ein Neuanfang gelingen kann, wenn der Neuanfang auf Mauern der Menschlichkeit und der Demokratie gestellt wird.
Kluge Politiker hatten aus den Jahren des Terrors Lehren gezogen und die richtigen demokratischen Weichenstellungen vorgenommen. Aufbau ja, Vergessen nein.
Ich bin ein Nachkriegskind und habe diese Aufbauleistung miterlebt. Wir Nachkriegskinder haben viele Fragen, die nicht beantwortet sind und auch die nächste Generation beschäftigen werden.
„Wie konnte so etwas geschehen?“ und vor allem „wie kann das für die Zukunft verhindert werden?“
Das deutsche Wirtschaftswunder nach dem Krieg würde man heute als Wirtschaftsmärchen bezeichnen. Alles, was gut ist, wird zum Märchen. Mit dem Wort Wunder kann der Großteil unserer Gesellschaft nichts mehr anfangen, also nennt man es Märchen.
Am 03. Oktober haben wir 25 Jahre Wiedervereinigung gefeiert. Deutschland hat dies ohne Waffen geschafft. Die Weltgemeinschaft zeigt ihren Respekt. Die Menschen sind damals auf die Straßen gegangen und haben friedlich demonstriert. Gegen den friedlichen Protest hatten Ideologie und Waffen keine Chance. Das ist für mich ein Wunder.
Nach dem Krieg schlugen die Siegermächte überall auf der Welt ihre Pflöcke ein. Vor 70 Jahre fiel in Japan die erste Atombombe. Die USA und die Sowjetunion wetteiferten in Rüstung und Einflussnahme. Neue Kriegsschauplätze wurden aufgemacht - Koreakrieg, Algerien, Palästina und Vietnam. Die Liste wird immer länger. Sie wird ständig erweitert.
Rohstoffe, Waffenhandel und religiös bedingter Hass liefern die Nährstoffe. Ein Ende ist nicht in Sicht. Nehmen wir zur Kenntnis, dass Deutschland beim Waffenhandel kräftig dabei ist.
Zu Viele haben sich in ihrem Großmachtgehabe in Länder eingemischt, in denen sie nichts zu suchen hatten. Gewachsene Strukturen wurden zerschlagen. Dies hat Tragödien verursacht, die aktuell auf der Tagesordnung stehen.
Die Menschen bringen sich in Sicherheit. Für sehr viele heißt das Ziel Deutschland. Unser Land steht vor gewaltigen Herausforderungen. Dass wir es schaffen, ist schnell behauptet. Die Geschichte wird es uns in einigen Jahren sagen.
Deutschland, von dem einmal der größte Flächenbrand ausging, wird bewundert und ist Ziel der Flucht. Das wird unsere Gesellschaft verändern. Die Kommunen, die am Ende der Hilfskette stehen, sind in der Mitverantwortung, aber auch jeder Einzelne von uns. Die vielen ehrenamtlichen Einrichtungen, Rettungs- und Hilfseinrichtungen leisten eine große Arbeit. Wir werden sie auch künftig brauchen.
Europa steht den Entwicklungen in der islamischen Welt und ihren Folgen recht hilflos gegenüber. Wir müssen bekennen, dass Europa in Bezug auf die Flüchtlingsfrage vor einem Scherbenhaufen steht. Ein gemeinsames Handeln und eine gerechte Verteilung der Lasten ist nicht erkennbar.
Unser Land ist ausgezogen, um in entfernten Ländern für den Frieden einzutreten und darum zu kämpfen. Wir haben deutsche Soldatinnen und Soldaten ausgesandt, viele sind gefallen oder traumatisiert zurückgekehrt. Waren ihr Einsatz für Frieden, Freiheit, Menschenrechte und Gleichheit für Frau und Mann vergebens?
Diese Fragen stellen sich viele Angehörige dieser Gefallenen oder von Frauen und Männern, die in Friedensmissionen eingesetzt waren oder derzeit sind.
70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges hat Deutschland sein Land mit rechtsstaatlichen Grundsätzen wieder aufgebaut. Warum tun dies nicht auch die islamischen Länder? Warum helfen sie sich nicht gegenseitig, um damit den Menschen zu helfen? Caritas, Diakonie und viele andere Hilfsorganisationen sind weltweit tätig. Was bietet uns die arabische Welt an vergleichbaren Einrichtungen für die eigenen Völker und die eigenen Glaubensbrüder?
Umso mehr sind wir verpflichtet, den Flüchtlingen Hilfe zu geben, die aus ihrer Heimat fliehen, um ihr Leben zu retten.
Das ist die Gegenwart am Volkstrauertag 2015.
Vor einigen Wochen ist in den Kinos der Film „Er ist wieder da“ angelaufen. Ein Schauspieler spielt auf einer Reise durch Deutschland Adolf Hitler nach. Er wird auf der Straße abgelehnt, gefeiert, bejubelt, weckt Sehnsüchte, die Menschen strömen in die Kinos.
Ich werde mir diesen Film nicht anschauen und auch das Buch nicht lesen. Auf diesen satirischen Ansatz verzichte ich.
Für viele Menschen muss diese filmische Begegnung unerträglich sein:
- die Frau, die Tochter oder der Sohn, die im Krieg einen lieben
Menschen verloren haben
- die jüdische Frau, die alle Verwandten in den Konzentrationslagern
verloren hat
- der Soldat, der einen guten Kameraden verloren hat und beim „Lied
vom guten Kameraden“ an ihn denkt
- die Menschen, die über das Erlebte nicht reden können, eigene
Schuld jahrzehntelang vergraben
- die Vertriebenen, deren Gedanken immer wieder in die Heimat
gehen, an die Menschen, die während der Flucht getrennt wurden
und nie wieder zu einer Familie zusammenfanden
- die Angehörigen von Opfern unserer Auslandseinsätze, ihre zivilen
Helferinnen und Helfer, die in Deutschland aus Frucht vor Rache
versteckt werden müssen.
Deutschland ist ein freies Land mit vielen garantierten Freiheiten. Aber es gibt auch Grenzen.
Bei der Vorbereitung auf diese Rede wurde mir bewusst, dass viele brennende Themen in unserem Land in den Hintergrund treten. Der Tag zum Gedenken an die Opfer von Krieg und Gewalt, den wir Volkstrauertag nennen, darf durch die aktuellen Entwicklungen nicht überlagert oder in seiner Bedeutung zurückgedrängt werden.
Die Geschichte verpflichtet uns, unsere Gesellschaft immer wieder neu auszurichten. Da haben wir im rechtsradikalen Bereich Belege, dass auch 70 Jahre nach dem zweiten Weltkrieg faschistisches Gedankengut gepflegt wird.
Eines haben Krieg, Vertreibung, Holocaust und Hass gemeinsam – es sind immer Menschen, die dies auslösen und es sind immer Menschen, die darunter leiden müssen.
70 Jahre nach dem Untergang der Naziherrschaft stellen wir uns die Frage: “Wie wird die Welt von Morgen aussehen?“
Niemand kann eine verlässliche Antwort geben.
Versuchen wir es in den Bereichen, in denen jeder von uns im Kleinen gefordert ist und etwas bewirken kann. Tun wir dies in tiefer Überzeugung und im Gedenken an die Opfer von Krieg und Gewalt, die keine Stimme mehr haben.
Sie haben nur unsere Stimme.

 
 

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